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Förderkreis Frankfurt e.V. Kultur & Diskurs

Die Ilias – Jetzt erzähle ich

Eine multimediale Theaterproduktion von Barbara Englert nach Homers „Ilias“: Die Ilias als berühmteste Erzählung des Abendlandes wird in diesem Theaterprojekt neu gelesen und mit verändertem Fokus ausgelegt.

Bühnenbild Entwurfskizze

Premiere: 9.10.2025 in der Jugend Kultur Kirche Sankt Peter, Frankfurt am Main.
Weitere Vorstellungen: 10.10, 11.10., 15.10., 16.10., 17.10.2025

Als berühmteste Erzählung des Abendlandes ist die Ilias fest im literarischen Gedächtnis Europas verankert. Das Homer zugeschriebene Epos gilt als Grundmodell aller Geschichten über menschliche Feindseligkeiten und als wichtige kulturelle Vorstufe demokratischer Strukturen. Zugleich aber zelebriert das Epos die toxische männliche Hybris. Alle Geschichten der Ilias werden ausschließlich aus männlicher Perspektive geschildert. 

Obgleich die Ilias, wie auch die Odyssee, wissenschaftlich, aber auch popkulturell viel rezipiert worden sind, sollte es fast dreitausend Jahre dauern, bis eine Frau die Epen übersetzte. Die britisch-amerikanische Autorin, Übersetzerin und Professorin für klassische Studien Emily Wilson war die erste, die 2018 die Odyssee und 2023 die Ilias ins Englische übertrug.

Barbara Englert hat für ihr Theaterprojekt die Erzählung neu gelesen und mit verändertem Fokus aus weiblicher Sicht interpretiert. Die 24 Gesänge – auch 24 Bücher genannt – werden von Kalliope, der Muse der epischen Dichtung stark gekürzt und in humorvoller Weise nacherzählt. Von Briseis über Kassandra und Pentisilea bis Priamos werden die elf wichtigsten Protagonisten von zwei Schauspielerinnen dargestellt. Ein Chor übernimmt die Stimme der Polis, der unabhängigen Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger. Auf sieben Leinwänden werden durch Photogrammetrie Räume geschaffen, die die Gegenwart mit der griechischen Antike visuell verbinden. Hätten Frauen die Ilias erzählt – nicht als Heldenepos, sondern als Geschichten über Verlust, Sehnsucht, Fürsorge und Verbundenheit – hätten wir vermutlich andere Maßstäbe für das Gemeinwesen entwickelt. Das zentrale Anliegen des Theaterstücks ist nicht ein Entweder-Oder, sondern das Ergänzen des einseitigen Blicks durch ein vielstimmiges Erzählen. 

 

 

Kalliope

Kalliope, die Muse der epischen Dichtung und der Geschichte, ist die Erzählerin der Theaterinstallation, sie zeigt das Unsichtbare unter der Oberfäche, stürzt die scheinbare Ordnung ins Chaos und eröffnet dadurch Wege zu neuer gerechterer Ordnung. Dann gibt es da noch Hekabe, Andromache, Penelope, Kassandra, Briseis und Chyrseis und natürlich auch Penthesilea.

 

Schon Platon sagte, wenn er damit auch fast alleine dastand:
„… was mein Gesetz über das männliche, das ist es geneigt auch über das weibliche Geschlecht zu verordnen, so dass auch dieses ganz die gleichen Übungen durchzumachen hätte. Und ich werde mich dabei nicht vor dem Einwande fürchten dass Reiten und Turnen doch nur für Männer und nicht für Weiber sich schickten. Vielmehr bin ich nach alten Sagen eines anderen überredet und weiß ja auch geradezu, dass es auch jetzt noch Weiber am Pontos von zahlloser Masse gibt, Sauromatinnen geheißen, welche ganz in gleicher Weise wie die Männer dazu angehalten und darin geübt sind gemeinsam mit diesen nicht bloß die Rosse zu besteigen, sondern auch den Bogen und alle anderen Waffen zu handhaben. Ich halte mich aber nicht bloß an diese Beispiele sondern auch an folgende Überlegung. Wenn doch die Sache wirklich ausführbar ist, so kann nichts törichter sein als dass, wie es doch überall bei uns zugeht, nicht alle Männer und alle Weiber einmütig und mit aller Macht denselben Beschäftigungen sich zuwenden.Denn auf diese Weise bleibt in Folge der Vernachlässigung gleicher Leistungen und Anstrengungen beinahe die Hälfte der im Staate vorhandenen Gesamtkraft ungenützt, und es könnte das Doppelte von dem erreicht werden was jetzt erreicht wird, und das ist doch ein merkwürdiger Fehler in der Gesetzgebung."  (Nomoi)


Eine Theaterinstallation mit 2 Schauspielerinnen und einem Sprechchor aus jungen Statist*innen. Auf sieben Leinwänden werden durch Photogrammetrie Räume geschaffen, die die Gegenwart mit der griechischen Antike visuell verbinden.
Außerdem erscheint eine filmische Theaterprojektion im Netz.
Geplant sind Gastspiele im gesammten deutschsprachigen Raum.

Projektleiterin: Barbara Englert, Film: Pola Sell