Ein cross-mediales Projekt mit Jugendlichen
Fotos: Alexander Paul Englert
LENZ -Trailer from Pola Sell on Vimeo.
Nach der Erzählung von Georg Büchner
Zwanzig Tage im Leben von Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792). Georg Büchners Erzählung „Lenz“ behandelt authentische Ereignisse um den jungen Dichter. Die großen, von ihm bewunderten Dichterkollegen wie z. B. Goethe, verlieren die Geduld mit seiner sozial und politisch ungeschickten Art und lehnen ihn ab. Er reist in das entlegene Waldersbach im Steintal zum Pfarrer und Sozialreformer Oberlin, um sich wieder zu fangen und einen Weg für sich zu finden.
Die Jugendlichen stehen für „Lenz“, der versucht, Anschluss, Anerkennung und Heilung zu finden. Visualisiert in Tableaux Vivants und einer Bühnenchoreographie und -installation, stellen sie ihn wechselweise dar. Büchners Text bleibt mit leichten Kürzungen erhalten. Der dokumentarische Teil wird eingespielt: In Analogien und Kontrasten, assoziativ, bringen die Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen und ihre Lebensrealität ein. Sie setzen sich mit dem Büchner-Text auseinander und reagieren auf das Erzählte. Übertragen auf das Stück bilden sich so nicht nur Spielarten, sondern auch Lesarten, die die Biographien der Dichter mit einbeziehen.
Den Jugendlichen im Alter von 16 bis 21 Jahren war gemeinsam, dass sie etwas konnten, was in der breiten Öffentlichkeit, in Schule oder Beruf, wenig Anerkennung fand. Grafitti-Künstler:innen, Erzähler:innen, Dichter:innen, Rapper:nnen und Sänger:nnen, die ihre eigenen Texte schrieben, waren dabei. Einige von ihnen nahmen an Poetry Slams oder Open Mikes teil, andere übten ihre Kunst hart am Rande der Legalität aus. Zur streetart, zu der man jene vielleicht hätte rechnen können – was sie aber nicht gerne hörten, sie wollten nicht eingeordnet werden – gehört das Spontane, das Ungeregelte. Keine:r von ihnen hatte je eine entsprechende schulische oder akademische Ausbildung genossen. Die Jugendlichen hatten sich ihre Kunst selbst beigebracht oder von anderen gelernt. Ein großes, kreatives Potential zeigte sich uns.
Regie: Barbara Englert; Textfassung und Dramaturgie: Jutta Kaußen; Film und Bühneninstallation: Pola Sell; Choreographische Beratung: B-Shoo; Musik: Bastian Kämmer; Technik und Lichtdesign: Johannes Schmidt; Assistenz: Fabian de Hair; Hospitanz: Meltem Hacibayramoglu. Es spielen: Ishak, John, Lea, Lena, Luc, Philipp (u. a. im Film)
Förderkreis Frankfurt e.V.:
Gefördert von Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Marguerite von Grunelius-Stiftung, EKHN Stiftung, Frankfurt, Naspa Stiftung, Sparda Bank und privaten, ungenannt bleiben wollenden Sponsoren sowie unserem Projektpartner jugend-kultur-kirche sankt peter.
Filmstill: Pola Sell
Drei Monate lang haben Barbara Englert und ihr Team mit Jugendlichen an Georg Büchners Erzählung „Lenz“ gearbeitet und diese Zusammenarbeit später an sechs Abenden auf die Bühne gebracht. Die gesamte Produktion wurde von der Filmemacherin Pola Sell begleitet. Der daraus entstandene Film porträtiert sieben Jugendliche, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und zeigt den Prozess einer kollektiven, persönlichen wie künstlerischen Auseinandersetzung mit dem noch immer aktuellen Thema des Außenseitertums.